Dr. Anselm Küsters

Assoziierter Wissenschaftler

Forschungsinteressen

  • Die Geschichte der europäischen Integration, insbesondere die Geschichte des EU-Wettbewerbsrechts
  • Digital Humanities, insbesondere Text-Mining-Methoden bzw. Natural Language Processing
  • Quantitative Ideengeschichte
  • Technologie- und Innovationsdiskurse aus historischer Perspektive

Die wirtschafts- und rechtsgeschichtliche Forschung von Anselm Küsters dreht sich um die Frage, inwieweit spezifische historische Lehren und Denktraditionen politische Entscheidungsträger und nationale Kulturen beeinflusst haben – und noch immer beeinflussen. Seine am Max-Planck-Institut für Rechtsgeschichte und Rechtstheorie durchgeführte und an der Goethe-Universität Frankfurt am Main erfolgreich eingereichte Doktorarbeit hat in diesem Sinne den ordoliberalen Einfluss auf die europäische Wettbewerbspolitik durch Prüfung der wettbewerbsrechtlichen Entscheidungen und Urteile untersucht. Ausgehend von neuen quantitativen Textanalysemethoden aus dem Bereich der digitalen Geisteswissenschaften verlagert das mittlerweile abgeschlossene Projekt den Fokus von dem vorgeblichen Einfluss des Ordoliberalismus auf Genese des EU-Wettbewerbsrechts zu einer Betrachtung der tatsächlichen Relevanz und Verbreitung der ordoliberalen Konzepte in der EU-Wettbewerbspolitik.

Bereits seine Masterarbeit untersuchte die Jahresberichte der fünf „Wirtschaftsweisen“ (1964-2017) mit Hilfe einer rechnergestützten Text-Mining-Technik und kam zu dem Ergebnis, dass ordoliberales Denken in der deutschen wirtschaftspolitischen Beratung zwar nicht dauerhaft präsent war, dass aber bestimmte ordoliberale Ideen in Zeiten von innenpolitischen Krisen reaktiviert wurden. Ein weiterer Artikel von Anselm testete Barry Eichengreens populäre Hypothese, wonach sich wirtschaftliche und politische Eliten während der Finanz- und anschließenden Eurozonenkrise von bestimmten Lehren aus der Vergangenheit in ihrer Entscheidungsfindung beeinflussen ließen. Der Aufsatz untersucht quantitativ alle 1.009 Reden, die von EZB-Direktoriumsmitgliedern zwischen 2007 und 2015 gehalten wurden. Es wird argumentiert, dass einige dieser Ökonomen einer kulturellen Präferenz für Preisstabilität und ausgeglichene Haushalte Tribut zollten, die sich wiederum auf spezifisch deutsche Lehren aus der Zwischenkriegszeit stützte.

In seinem aktuellen Habilitationsprojekt, das in Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Digital History an der Humboldt-Universität zu Berlin (Prof. Torsten Hiltmann) durchgeführt wird, beschäftigt sich Anselm mit technologischem Wandel und Regulierungsdiskursen aus einer digitalhistorischen Perspektive.

Weitere Information finden sich auf der Website der Humboldt-Universität.

Projekt

Abgeschlossenes Projekt

Vita

Anselm Küsters ist Fachbereichsleiter Digitalisierung / Neue Technologien am Centrum für Europäische Politik (cep) in Berlin. Als assoziierter Wissenschaftler am Max-Planck-Institut für Rechtsgeschichte und Rechtstheorie in Frankfurt am Main und als Habilitand an der Humboldt-Universität zu Berlin arbeitet er weiterhin im Bereich der Digital Humanities. Seine aktuelle Forschung nutzt Natural Language Processing, um Technologiediskurse aus historischer Perspektive zu analysieren und zu klassifizieren. Anselm hält einen Doktortitel von der Goethe-Universität Frankfurt am Main (Dr. Phil.) und studierte Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der Universität Oxford (M.Phil.), Europäisches Recht an der Universität Würzburg (LL.M.) sowie Geschichte, Germanistik und Economics an der Universität Heidelberg (B.A. und B.Sc.).

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