Colloquium: Rechts- und Justizvorstellungen der indigenen interpersonellen Konfliktfälle und Konfliktlösungen - Faktoren des Wandels der Rechtskulturen (Bolivien, Peru und Ekuador)

Colloquium

  • Date: Jan 16, 2017
  • Time: 02:00 PM (Local Time Germany)
  • Speaker: Dr. Hans-Jürgen Brandt
  • Topical Introduction: Dr. Lorena Ossio Bustillos
  • Location: Deutsche Universität für Verwaltungswissenschaften, Speyer
Colloquium: Rechts- und Justizvorstellungen der indigenen interpersonellen Konfliktfälle und Konfliktlösungen - Faktoren des Wandels der Rechtskulturen (Bolivien, Peru und Ekuador)

Opponent: Prof. Dr. Karl-Peter Sommermann


Indigene Völker in Lateinamerika haben ihre traditionellen Konfliktlösungssysteme aus Gründen der kulturellen Identität aufrechterhalten. Sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart lassen sich Formen indigenen Gewohnheitsrechts (Normsetzung und Normdurchsetzung) und indigener Justiz beobachten. Dieses Phänomen ist in rechtshistorischer und rechtsvergleichender Perspektive noch nicht ausreichend in Lateinamerika erforscht. In diesem Kolloquium widmen wir uns der Frage, wie der Wandel der Rechtskulturen und die Bedeutung der staatlichen Rechtsordnung für die Regulierung der Konflikte innerhalb des indigenen Gewohnheitsrechts legitimiert und integriert wurden. Heute fragen wir uns nicht nur, was denn eigentlich ‚europäische Werte‘ sein sollen, sondern auch, was bei der Translation von in Europa produzierter Normativität in andere kulturelle Kontexte tatsächlich passiert ist. Diese Fragen werden umso drängender, je stärker eine Weltgesellschaft entsteht, welche auch normativ integriert werden muss.

In der thematischen Einführung des Kolloquiums wird Lorena Ossio sich mit der Rolle der historischen Argumentation in der Konfliktlösungssystemen und kulturelle Diversität in Lateinamerika beschäftigen, insbesondere am Beispiel Boliviens. Was beinhaltet eine indigene Gerichtsbarkeit? Wer gehört dazu? Wie definiert das Gesetz die Kriterien  für die Zugehörigkeit eines Indigenen Volkes? Welches sind die Ausschlusskriterien und ihre Grenzen? Hans-Jürgen Brandt, Autor des Buches "Indigene Justiz im Konflikt" wird sich in dem Hauptvortrag mit Rechts- und Justizvorstellungen in indigenen interpersonellen Konfliktfällen und Konfliktlösungen und mit Faktoren des Wandels der Rechtskulturen, auseinandersetzen. Dabei behandelt er Themen wie Werte, Normen und Konflikte in andinen Dorfgemeinschaften in seiner empirischen Studie über Peru und Ekuador. Die ausführliche Studie untersucht, welche Faktoren den Wandel der Norm- und Justizsysteme beeinflussen.

Den theoretischen Rahmen des Kolloquiums bilden die Forschungsschwerpunkte des Max-Planck-Instituts für europäische Rechtsgeschichte in Gestalt der Konfliktregulierung und der Multinormativität.

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