Ein Gelehrter wie Windscheid. 
Erkundungen auf den Feldern der sogenannten Begriffsjurisprudenz

Ulrich Falk

Ius Commune Sonderheft 38
Frankfurt am Main: Klostermann 1989. X, 256 S.

ISSN: 0175-6532
ISBN: 3-465-01866-4

Die Untersuchung widmet sich Bernhard Windscheid (1817-1892), einem herausragenden Vertreter der späten Pandektenwissenschaft im Übergang zum Bürgerlichen Gesetzbuch. Ausgehend von konkreten juristischen Problemstellungen und Sachverhalten analysiert sie Windscheids normative Begründungstechniken und seine Anweisungen an den Richter zur Handhabung von Gesetz und dogmatischem Lehrsatz in der Einzelfallentscheidung. Dieser Ansatzpunkt am privatrechtlichen Detail unterscheidet sich grundlegend von konventionellen biographischen, geistesgeschichtlichen oder dogmenhistorischen Zugängen. Die weitreichenden Ergebnisse widersprechen dem überkommenen Deutungsmuster von Windscheid als dem Repräsentanten der Pandektistik im Schnittpunkt von Begriffsjurisprudenz, rechtswissenschaftlichem Formalismus und angehendem Gesetzespositivismus. Dies gilt nicht zuletzt für das Windscheid lange Zeit zugeschriebene Richterbild. Damit tangiert die Arbeit auch die Methodenlehre(n) der gegenwärtigen Rechtswissenschaft. Die vorgebliche Existenz der Begriffsjurisprudenz diente allen nachfolgenden Entwürfen vom Zweck im Recht bis hin zur modernen Wertungsjurisprudenz zur positiven Selbstbeschreibung. Dieser Weg ist nunmehr weitgehend verbaut.

"Die Arbeit Falks besticht durch vorzügliche Literaturkenntnis und eine Fülle eingestreuter anregender Beobachtungen. [...] (Der Verfasser) bietet "Fallstudien" und "Anschauungsmaterial", nicht die nüchterne, von Stufe zu Stufe fortschreitende Entwicklung einer These. Die Lektüre ist daher nicht einfach, lohnt sich jedoch für jeden, der sich über Themen und Argumente in der zivilrechtlichen Diskussion des 19. Jahrhunderts informieren will."

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