Neues Südosteuropa-Projekt: Exzellenzcluster sagt ja!

10. Juni 2009

Das Max-Planck-Institut für europäische Rechtsgeschichte verfügt über ein neues Forschungsprojekt.

Nachdem der Frankfurter Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ über den Projektantrag des Instituts positiv entschieden hat, können die Arbeiten zur Rechtsgeschichte des postosmanischen Südosteuropa nunmehr zeitnah beginnen. Mit der Initiative „Die Entstehung nationaler Rechtssysteme im postosmanischen Südosteuropa.

Dekonstruktion, Formation und Transfer von Normativität“ setzt das MPI seine langjährigen Bemühungen um das osteuropäische Forschungsfeld fort. Die großzügige Unterstützung, die das Projekt im Rahmen des Clusters erfährt, ermöglicht den Aufbau eines größeren internationalen Netzwerks, das namentlich die südosteuropäische Forschungslandschaft positiv beeinflussen sollte. Zudem ist vorgesehen, das Projekt in Kooperation mit der Universität Wien zu realisieren. Die Wiener Seite würde die Länder des späteren Jugoslawiens bearbeiten, sodass sich das MPI auf Bulgarien, Griechenland und Rumänien konzentrieren könnte. Ein entsprechender Antrag an den Österreichischen Forschungsfonds wird im Laufe des Sommers eingereicht.

Der Forschungsgegenstand selbst stellt für die Beteiligten eine Herausforderung dar. Die historische Großregion Südosteuropa tritt mit dem Niedergang des Osmanischen Reichs in eine Phase des forcierten Wandels ein. Die postosmanische Konstellation ist durch eine Gemengelage aus altem und neuem Recht, aus tradierter, transformierter und transferierter Normativität überhaupt und der Evidenz sub-regionaler, alsbald nationalstaatlich überformter Spezifika gekennzeichnet. Die verschiedenen normativen Schichten überlagern sich in einer komplexen Weise. Zugleich sehen sie sich eingebettet in die laufenden Prozesse der Nationalstaatsbildung und deren Streben nach Legitimierung. Diese Prozesse beeinflussen das Ensemble des Normativen nachhaltig und werden wiederum von diesem beeinflusst. In diesem Kontext werden die folgenden Kernfragen zu bearbeiten sein: Was ist die Rolle des westlichen Rechts und der Muster der okzidentalen Modernität, auf welche Südosteuropa in jenen Jahren schaut? Was sind die Bedingungen der intendierten „Rechtstransfers“, und wie setzen sich in diesem Zusammenhang die Themen der Implementation und Legitimation in Szene? Wie steht es um die Constraints, denen die nationalen Neustarts unterliegen, und wie präsent bleibt das osmanische Erbe in einer postosmanischen Normenordnung, die sich schwerlich als große Stunde Null Südosteuropas verstehen lassen kann?

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