Rechtsgeschichte – Legal History 28 (2020) erschienen

21. September 2020

Trotz Corona-Pandemie versammelt auch die diesjährige Ausgabe von Rechtsgeschichte – Legal History (Rg) wieder herausragende Forschungsbeiträge zu rechtshistorischen Themen sowie eine stattliche Anzahl von Rezensionen. Den 57 Autorinnen und Autoren, die unter den erschwerten Bedingungen zum fristgerechten Gelingen der Ausgabe beigetragen haben, sei herzlich gedankt!

Den Auftakt machen gleich fünf Recherche-Beiträge von höchst unterschiedlicher Thematik: Wenn Tamar Herzog in ihrem Beitrag die Debatte zwischen Romanisten und Germanisten über die Herkunft des Rechts untersucht, nimmt sie dabei insbesondere die spanische Rechtshistoriographie in den Blick. Sie zeigt anschaulich, was Narrative rechtlicher Herkunft sowohl über das Recht als auch über nationale bzw. europäische Identitäten verraten. Christoph Meyer widmet sich in seinem Artikel dem Epitomieren lateinischer Rechtstexte: einer verbreiteten Technik, die in methodischer, literarischer und normativ-funktionaler Hinsicht bedeutsam war. Er bietet auf breiter Quellen- und Literaturbasis eine tour d‘horizon von der Spätantike bis zur Neuzeit. Am Beispiel der Stadt Frankfurt am Main zeichnet Thomas Piersons Beitrag anhand sogen. Dienstbriefe die Entwicklung der Arbeitsverhältnisse städtischer Angestellter vom späten 14. bis ins frühe 19. Jahrhundert nach; seine Ergebnisse sind für die Rechts- wie die Sozialgeschichte vorindustrieller Arbeit anregend. Martin Schennach ergründet die kaum bekannten Tiefen der österreichischen Staatsrechtslehre. Diese florierende Literaturgattung zielte seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts auf die Konstruktion eines österreichischen Gesamtstaats ab. Klaus Günther schließlich analysiert die historischen Bedingungen, Merkmale und Folgen der demokratischen Transformation des Strafrechts der Moderne und diskutiert damit Grundwerte des sozialen Zusammenhalts sowie die Übernahme von Fürsorge- und Respektpflichten durch die Bürgerinnen und Bürger eines Staates.

Sieben Fokus-Beiträge befassen sich sodann mit der Rechtsgeschichte der Finanzmärkte und untersuchen erstmals systematisch die grundlegenden Beziehungen von Risikokulturen, Krisenerfahrungen und Entwicklungsdynamiken von Recht(-swissen). Carsten Fischer und Andreas Thier führen als Herausgeber dieser Sektion in die Thematik ein. Jan Schröder liefert das Geleitwort zur zweiten Fokus-Sektion, die dem Gedenken des 2018 verstorbenen Knut Wolfgang Nörr gewidmet ist. Drei Beiträge würdigen Person und Oeuvre Nörrs, der dem MPIeR über viele Jahre als Auswärtiges Wissenschaftliches Mitglied verbunden war.

Über drei Dutzend Rezensionen behandeln rechtshistorisch relevante Neuerscheinungen der beiden letzten Jahre. Wie auch in den vergangenen Ausgaben der Rg stellen viele Besprechungen Bücher in einer anderen Sprache vor als derjenigen, in der diese verfasst wurden. Das Spektrum der Inhalte reicht zeitlich von der Antike bis in die Gegenwart und geographisch von den Küsten Chiles und dem Hochland Mexikos über nordeuropäische Regionen bis nach Tansania, Indochina und in das Reich Genghis Khans.

In Anlehnung an den Fokus zur Finanzmarktgeschichte gewährt Juliane Voß-Wiegand schließlich einen Einblick in die numismatische Sammlung der Deutschen Bundesbank. Von ihr stammt nicht nur die Marginalie über die dort bewahrten historischen Geldzeichen, sondern auch die ansehnliche Bildstrecke, die in diesem Jahr die Printausgabe der Rg illustriert.

Rg ist ab sofort als Printausgabe über den Verlag Vittorio Klostermann und online im Open Access über die Webseite der Zeitschrift erhältlich.

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