Mariana Dias Paes erhält die Otto Hahn Medaille

17. Juni 2020

Für ihre Doktorarbeit erhält Mariana Dias Paes in diesem Jahr die Otto-Hahn-Medaille der Max-Planck-Gesellschaft. Ihre Forschung ist der sozialen Konstruktion von Rechtsbeziehungen zwischen Menschen und Sachen in Brasilien zwischen 1835 und 1889 gewidmet. Insgesamt hat sie 74 Gerichtsverfahren des Berufungsgerichts von Rio de Janeiro ausgewertet, die Herrschaft und Besitz über Sklaven und Land verhandelten. Mariana Dias Paes ist es so gelungen, die Konturen nachzuzeichnen,  die der Begriff des Besitzrechts in dieser Zeit erhielt, und konnte zeigen, inwieweit besitzrechtliche Positionen durch die verschiedenen Grade sozialer Anerkennung konfiguriert wurden. In ihrer Dissertation beschreibt sie, wie neue Auslegungen von Besitz und Eigentum hergebrachte Formen der Land- und Ressourcennutzung ausschloss und missbilligte – allen voran die gemeinschaftliche Bewirtschaftung von Land durch die indigene Bevölkerung. Einen wichtigen Anteil hieran hatten neue Verfahren der Verschriftlichung und Kodifizierung von Eigentumstiteln, für die Gerichte wie Juristen eine zentrale Rolle spielten. Sie waren es auch, die Rechtspositionen verheirateter Frauen regelmäßig ignorierten. Darüber hinaus behandelt Marianna Dias Paes Fälle der widerrechtlichen oder irregulären Aneignung von Sklaven und Land. Im Ergebnis wird deutlich, wie die Konstruktion der Eigentumsrechte im Brasilien des 19. Jahrhunderts auf hergebrachte Strukturen aus dem ius commune aufbauten. Ihr Buch wird demnächst in unserer Reihe ‘Global Perspectives on Legal History‘ erscheinen.

Die Otto-Hahn-Medaille wird jährlich von der Max-Planck-Gesellschaft an ca. 30 herausragende junge Forscher*innen vergeben in Anerkennung ihrer herausragenden Leistungen in der Promotion. Die feierliche Verleihung wird aufgrund der aktuellen Pandemie auf die Jahresversammlung der Gesellschaft im kommenden Jahr verschoben

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