Das französische Privatrecht im 19. Jahrhundert.
Zwischen Tradition und Pandektenwissenschaft, Liberalismus und Etatismus

Alfons Bürge

Ius Commune Sonderheft 52
Frankfurt am Main: Klostermann 1991. XVI, 638 S.

ISSN: 0175-6532
ISBN: 3-465-02269-6

Die Arbeit stellt dar, wie sich das liberale Privatrechtsmodell nur allmählich gegen jene etatistischen Vorstellungen durchsetzte, die die Französische Revolution geprägt hatten und noch weit über die Redaktionsarbeiten zum Code civil hinaus in Lehre und Praxis herrschend blieben. Der manifeste Einfluß der historischen Rechtsschule und der Pandektenwissenschaft auf den Paradigmawechsel wird an den Auswirkungen auf Praxis und Rechtsprechung studiert. Er wirft die Frage nach den Vermittlern des neuen Gedankengutes und ihren Interpretationsmethoden auf, die in eine Kritik am Mythos einer Ecole de l'exégèse mündet. Verschiedene Beispiele illustrieren die Verzahnung des Privatrechts mit öffentlichen Regelungsbefugnissen und zeigen, wie diese allmählich zurückgedrängt werden: Für die Eigentumskonzeption sind es unter anderem die Immissionschutzgesetzgebung und die Praxis der Gemeinnutzungen in den ländlichen Gegenden sowie das reiche Instrumentarium zur urbanistischen Gestaltung, für die Vertragskonzeption die vielfältige Reglementierung der Versorgung der Städte mit Gütern des täglichen Bedarfs. Eine Skizze der Rechtsausbildung und der mit ihr verbundenen Reformdiskussion rundet das Werk ab. Ausführliche Register erleichtern die Benutzung und helfen, das umfangreiche - oft hier erstmals präsentierte - Material zu erschließen.

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