Die Germanisten und die Historische Rechtsschule

Bürgerliche Wissenschaft zwischen Romantik, Realismus und Rationalisierung

Gerhard Dilcher

Studien zur europäischen Rechtsgeschichte 301
Frankfurt am Main: Klostermann 2017. XVI, 528 S.

ISSN 1610-6040
ISBN 978-3-465-04287-7


Der Band versammelt Aufsätze des Autors zur Geschichte der Rechtswissenschaft, insbesondere der Rechtsgeschichte des 18. bis 20. Jahrhunderts. Hauptthema ist die langdauernde wissenschaftliche Fruchtbarkeit der deutschen Historischen Rechtsschule, deren Ansätze von den juristischen Germanisten auch in die Verfassungsgeschichte und das Verfassungsrecht eingeführt werden. In einer neuen Einführung wird diese Fruchtbarkeit aus dem von F. K. von Savigny programmatisch begründeten Spannungsverhältnis von romantischen Elementen (Volksgeist) und der von ihm ebenfalls herausgestellten überzeitlichen Rationalität des Römischen Rechts hergeleitet. Im Zentrum stehen Analysen der Werke von Otto von Gierke und Max Weber. Am Ende wird die Weiterführung durch deutsch-jüdische Emigranten in den USA beleuchtet, die zur Entwicklung eines neuen Mittelalterbildes beitragen.

 

Inhalt

  1. Zur Einführung
    1. Bürgerliche Wissenschaft zwischen Romantik, Realismus und Rationalisierung
  2. Zwischen Recht und Geschichte, Politik und Verfassung im Vormärz
    1. Gesetzgebungswissenschaft und Naturrecht
    2. Vom ständischen Herrschaftsvertrag zum Verfassungsgesetz
    3. Römisches Recht oder deutsches Recht? Zum Verhältnis von Quellengrundlage und methodisch-rechtspolitischer Werthaltung in der Schule der Germanisten
    4. Jacob Grimm als Jurist
    5. Der Protest der Göttinger Sieben. Zur Rolle von Recht und Ethik, Politik und Geschichte im Hannoverschen Verfassungskonflikt
  3. Theoretische Reflexion gesellschaftlichen und politischen Wandels
    1. Zum Verhältnis von Verfassung und Verfassungstheorie im frühen Konstitutionalismus
    2. Der rechtswissenschaftliche Positivismus. Wissenschaftliche Methode, Sozialphilosophie, Gesellschaftspolitik
    3. Von der geschichtlichen Rechtswissenschaft zur Geschichte des Rechts. Leitende Fragestellungen und Paradigmenwechsel zwischen 19. und 20. Jahrhundert
  4. Gierkes Genossenschaftsbegriff als Bindeglied zwischen historischem Verstehen und sozialpolitischer Gestaltung
    1. Genossenschaftstheorie und Sozialrecht: ein »Juristensozialismus« Otto v. Gierkes?
    2. Zur Geschichte und Aufgabe des Begriffs Genossenschaft
    3. Staatsbegriff und Korporationsbildung zwischen privatem und öffentlichem Recht im Spiegel der Genossenschaftstheorie Otto von Gierkes
    4. Zum Ort der Freiheit in Gierkes Rechtstheorie
  5. Wirkungsgeschichte ins 20. Jahrhundert
    1. Von der Rechtsgeschichte zur Soziologie: Max Webers Auseinandersetzung mit der Historischen Rechtsschule
    2. Historische Sozialwissenschaft als Mittel zur Bewältigung der Moderne – Max Weber und Otto von Gierke im Vergleich
    3. Otto von Gierkes soziales Genossenschaftsdenken und die NS-Rechtsideologie: eine Kontinuität?
    4. Franz Wieacker als »Germanist«. Mit einigen Bemerkungen zu seiner Beziehung zu Marx, Nietzsche und Max Weber
    5. Bermans Law and Revolution – eine rechtshistorische Revolution?

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