Lasse Stodollick erhält das diesjährige JEV-Stipendium

18. Dezember 2019

Lasse Stodollick (Universität Konstanz, Dtl) erhält das diesjährige JEV-Stipendium für europäische Verwaltungsgeschichte. In einer Mikrostudie untersucht das Dissertationsvorhaben „Formen des Verwaltens“ die evolutionären Wechselbeziehungen von Organisationsstrukturen und Wissenspraktiken in der preußischen Kriegs- und Domänenkammer Minden (1723-1805). Im Unterschied zu klassischen Forschungspositionen wird hierfür Max Webers Postulat der Aktenmäßigkeit aufgegriffen und angenommen, dass die Logistik und Infrastruktur der neuzeitlichen Verwaltung in Zusammenhang mit einer kommunikativen wie institutionellen Schließung steht, wie sie spätestens seit Beginn der europäischen Aufklärung von der verwaltungstheoretischen Höhenkammliteratur kritisiert und begleitet wurde. Während die Inhalte und Ergebnisse von monarchischen Entscheidungen in der Geschichte Preußens ausgiebig untersucht wurden, strebt das Projekt einen Perspektivenwechsel an: Am Fallbeispiel der Provinz Minden-Ravensberg werden Verwaltungen als informationsverarbeitende Sozialzusammenhänge verstanden, in denen Wissen gesammelt, aufgeschrieben, zusammengetragen und ausgewertet wurde. Damit sind alltägliche Vorgänge des Beschaffens und Verarbeitens entscheidungsrelevanter Informationen Gegenstand des Forschungsinteresses. Sie werden auf ihre organisationsstiftenden Potenziale und ihre behördenstrukturelle Bedingtheit befragt.

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