Mind Mapping im hochmittelalterlichen Kirchenrecht

7. Juli 2017

Das im Wechsel am Max-Planck-Institut für europäische Rechtsgeschichte und an der Goethe Universität Frankfurt stattfindende „Rechtshistorische Abendgespräch“ wurde dieses Mal von Professor Stephan Dusil von der Katholischen Universität Löwen zum Thema „Kanonistische Marginalien? Beobachtungen zur visuellen Wissensermittlung im hochmittelalterlichen Kirchenrecht“ bestritten. In dem mit vielen Beispielen versehenen Vortrag ging es um eine Besonderheit bei der Glossierung des Dekretum Gratiani in einer nach 1170 entstandenen mittelalterlichen Handschrift aus dem Umfeld der Kölner Rechtsschule (Köln. Hs. 128). Ausgehend von der modernen Mnemotechnik des Mind Mapping beziehungsweise der Visual Card erläuterte Dusil anhand grafischer Glossen auf jedem zweiten Blatt des Manuskriptes, wie die Distinktion als Methode zur Begriffszerlegung angewandt wird und wie mithilfe von Verweisen auf Parallelstellen (Allegationen) sowie kommentierenden Erläuterungen in grafischen Schemata komplexe Inhalte übersichtlich, logisch und gut einprägsam dem Benutzer der Handschrift präsentiert werden.

Zwei Formen wurden dabei verwendet, überwiegend vertikale Grafiken, aber 19 von insgesamt knapp 150 sind horizontal angelegt. Es gebe wenig mittelalterliche Vorläufer für diese Kunstform (Bologna, Lincoln, Arles) und diese seien noch wenig erforscht, aber eine wichtige Quelle für die Wissenskultur des 12. Jahrhunderts.

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