Das Erbe des Korporativismus in der politisch-rechtlichen Kultur der italienischen Nachkriegszeit - neuer Beitrag im SSRN

9. August 2016

Das Erbe des Korporativismus in der politisch-rechtlichen Kultur der italienischen Nachkriegszeit (The Heritage of Corporatism in Second Post-war Legal and Political Italian Culture) von Maurizio Cau ist soeben als jüngster Beitrag in unserer SSRN Research Paper Series erschienen.

In den letzten Jahren ist das korporativistische Phänomen Objekt eines wiedererwachten historiographischen Interesses gewesen. Für lange Zeit ist er als ideologisches Produkt der autoritären Regime betrachtet worden; erst neulich hat man angefangen, der historischen und theoretischen Erfahrung des Korporativismus größere Aufmerksamkeit zu widmen.

Nach dem Zusammenbruch des faschistischen Regimes schien dieses theoretische Erbgut aufgrund der Verdrängung der politischen und intellektuellen Geschichte des “Ventennio” zukunftslos: das Projekt einer auf der korporativistischen Lehre gestützten Rechtsordnung wurde rasch aufgegeben. In Namen der Neuregelung des Verhältnisses zwischen Staat und Gesellschaft wurden die korporativistischen Thesen und Produkte missbilligt. Was von der Erfahrung der “Corporazioni” geblieben war, wurde verdrängt, aber trozt dieses feindlichen Klimas erlosch das Echo der korporativistischen Theorie nicht gänzlich.

In Italien hat sich der Übergang von der totalitären zur demokratischen Verfassungskultur auch durch die Neubearbeitung des korporativistischen Diskurses vollzogen. Nicht alle haben in der zweiten Nachkriegszeit die Verdrängung der korporativistischen Paradigmen als befreiend erlebt. Einige Intellektuelle haben in jener Zeit versucht, die Reaktivierung des korporativistischen Gedankens im Rahmen einer demokratischen Perspektive zu fördern.

Die Analyse der von der Gesetzgebung definierten institutionellen Landschaft und einiger Orientierungen der juristischen und politischen Kultur jener Zeit zeigt, wenn auch in einem Kontext allgemeiner Diskontinuität, dass die Überwindung und die Distanzierung des Korporativismus nicht so plötzlich geschahen, wie es der öffentliche Diskurs im Nachkriegsitalien darstellen möchte. Die Reflexion über den asynchronen Charakter der historischen Transitionen und die Osmose-Phänomene, die (jenseits jeglicher Rhetorik der Diskontinuität) die Übergänge von einer Epoche zur anderen kennzeichnen, ist das interessanteste Element einer Forschung, die anhand des Studiums des “Korporativismus nach dem Korporativismus” die gleitende Art der institutionellen, politischen und kulturellen Veränderungen in den Übergangsepochen aufzeigen will.

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