Verfassungs(ge)schichten

Drei Neuererscheinungen von Michael Stolleis

24. Juli 2017
Michael Stolleis verdeutlicht in seinen jüngst erschienenen „Verfassungs(ge)schichten“, wie sich Verfassungsgeschichte, Verfassungsrecht und Verfassungstheorie gegenseitig bedingen.

Verfassungsgeschichte ohne den Anspruch, größere Zusammenhänge zu erklären, bleibt rein archivalisch. Verfassungsrechtliche Debatten ohne historische Kontextualisierung sind blind. Und Verfassungstheorie ohne historische Fundierung ist leer. Verfassungsgeschichte kann „Leitbilder“ staatsrechtlichen Denkens entwerfen, ist aber auch abhängig von solchen Leitbildern. Gegenwärtig scheinen die Erfahrungen der Weimarer Zeit, welche die frühe Bundesrepublik bestimmt haben, zu verblassen. Dafür werden in der gegenwärtigen Debatte um die Zukunft Europas und um die Folgen der Globalisierung die Erfahrungen vorstaatlicher Multinormativität des Mittelalters und der frühen Neuzeit wieder wichtiger, allerdings auch die Sorge um den Bestand des staatlichen Gewaltmonopols. Die Verfassungs(ge)schichten sind mit Kommentaren von Christoph Gusy und Anna-Bettina Kaiser in der Reihe „Fundamenta Juris Publici“ 2017 bei Mohr Siebeck erschienen.

Zudem liegen nun zwei weitere Übersetzungen früherer Werke von Michael Stolleis vor. Die Studien zur Rechtgeschichte des Nationalsozialismus „Recht im Unrecht“ sind seit 2016 auch in französischer Sprache erhältlich. Bei Oxford University Press ist 2017 Michael Stolleis Einführung in die Geschichte des öffentlichen Rechts in Englisch herausgekommen.

  • M. Stolleis, Verfassungs(ge)schichten, mit Kommentaren von Christoph Gusy und Anna-Bettina Kaiser, Fundamenta Juris Publici 6, Tübingen (Mohr Siebeck) 2017
  • M. Stolleis, Le droit à l'ombre de la croix gammée. Études sur l'histoire du droit du national-socialisme. La croisée des chemins, Lyon (ENS Editions) 2016
  • M. Stolleis, Public Law in Germany. A Historical Introduction from the 16th to the 21st Century, Oxford (Oxford University Press) 2017
Zur Redakteursansicht